Medizinische Überwachung während der Geburt
Während der gesamten Geburt ertastet die Hebamme in Abständen von 1–2 Stunden den Muttermund und den Gebärmutterhals. Dabei geht es um drei Dinge:
- Wie weit ist der Muttermund schon offen? Der Muttermund am scheidennahen Ende des Gebärmutterhalses ist normalerweise geschlossen und sieht aus wie ein kleiner Donut mit einem winzigen Loch in der Mitte. Im Verlauf der Geburt öffnet sich der Muttermund von zunächst 1–2 cm auf 10 cm am Schluss der Eröffnungsphase. Der anfangs wulstige Muttermund wird flach und ist nicht mehr zu tasten („verstrichen“). Die Hebamme kann durch Spreizen von Zeige- und Mittelfinger den Muttermundrand tasten und so den Geburtsfortschritt kontrollieren. Mit „2 cm“ oder „4 cm“ ist also die Öffnungsweite des Muttermunds gemeint.
- Wie viel vom Gebärmutterhals ist noch zu tasten? Vor der Geburt ist der Gebärmutterhals etwa 4 cm lang – kurz vor und während der Geburt verliert er seine Festigkeit, das Kind drückt ihn von oben auf und der Gebärmutterhals „verstreicht“.
- Wie tief ist das Kind bereits im Becken? Über die vaginale Untersuchung lässt sich auch ertasten, wie tief im Becken das Kind steckt. Nach dem Blasensprung kann man auch anhand der Schädelnähte und der Fontanelle des Kindes dessen Geburtslage ermitteln. Weil aber nach dem Blasensprung die Gefahr von Infektionen steigt, wird die vaginale Untersuchung nur dann, wenn es unbedingt sein muss, und unter möglichst keimarmen Bedingungen mit sterilen Handschuhen durchgeführt.
Medizintechnische Überwachung
Basis der [klinischen] Geburtsüberwachung ist die Kardiotokografie (CTG, Kardiotokogramm). Das CTG ist wenig invasiv, nicht schmerzhaft und hilft, Notfall- oder Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen. Das CTG ist ein Herzton-Wehen-Schreiber, der über zwei auf dem Bauch befestigten Messfühler die Wehenstärke und die kindliche Herzschlagfrequenz misst und auf einem Papierstreifen dokumentiert.
Viele Kliniken setzen mittlerweile auch ein Telemetrie-CTG ein. Dabei entfällt die Verkabelung der Mutter, weil die CTG-Signale über einen kleinen Sender an das CTG-Gerät geleitet werden. Ohne Kabel ist die Mutter nicht mehr ans Bett gefesselt und hat Bewegungsfreiheit. Sie kann sie dazu nutzen, den normalen Geburtsfortgang zu beschleunigen, indem sie spazieren geht.
© www.salevent.de, Michael Amarotico, München
Weist das CTG auf einen Sauerstoffmangel des Kindes hin, wird mit der Fetalblutanalyse die Sauerstoffsättigung des kindlichen Bluts gemessen: Dem Kind wird zur Feststellung der Sauerstoffsättigung durch Anritzen der Kopfhaut eine kleine Blutprobe entnommen. Bei der anschließenden Blutgasanalyse ist dann der pH-Wert entscheidend: Während er bei Erwachsenen und Kleinkindern zwischen 7,37 und 7,43 liegt, sinkt er beim Kind während der Geburt bis auf 7,25 ab. Dies ist völlig normal. Grenzwertig sind pH-Werte zwischen 7,15 und 7,25. Eindeutige Gefährdung besteht bei einem kindlichen pH-Wert unter 7,10.