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Kortison-Nasenspray sicher anwenden


© grey_and/Shutterstock.com

Bei Heuschnupfen und allergischer Rhinitis verschaffen Kortison-Nasensprays Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Luft. Doch das Thema Kortison verunsichert viele Menschen, immerhin wird bei einer Dauertherapie oft vor Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder einer erhöhten Infektionsgefahr gewarnt. Doch trifft das auch auf Kortison-Nasensprays zu? Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Kortison-Nasenspray effektiv und sicher angewendet wird.

Erleichterung für die Heuschnupfen-Nase

Kortison-Nasensprays sind aus der Heuschnupfen-Therapie (medizinisch auch allergische Rhinitis genannt) nicht mehr wegzudenken. In die Nase gesprüht reduziert es zuverlässig Juckreiz, Naselaufen, Niesen und das Gefühl der verstopften Nase. Deshalb wird Kortisonspray bei mittleren bis schweren Beschwerden empfohlen und von den behandelnden Ärzten sehr häufig verschrieben.

Doch vor allem Patienten, die Kortison von der Behandlung anderer Erkrankungen kennen, sind wegen möglicher Nebenwirkungen oft verunsichert. Immerhin kann eine Kortison-Langzeittherapie mit Tabletten zu einer ganzen Reihe unangenehmer Begleiterscheinungen führen. Viel zitiert wird das Cushing-Syndrom mit Stammfettsucht und Stiernacken. Daneben drohen Wassereinlagerungen, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen oder Bluthochdruck. Wie Sicherheit und Nebenwirkungsprofil beim Kortison-Nasenspray zu bewerten sind, haben jetzt Experten klargestellt.

Hinweis: Die meisten Kortisonsprays sind rezeptpflichtig. Es sind jedoch auch Präparate auf dem Markt, die Patienten über 18 Jahren mit der ärztlichen Diagnose „allergische Rhinitis“ in der Apotheke rezeptfrei erwerben können. Dazu gehören ratioAllerg®, Rhinivict® nasal 0,05, Otrie-Allergie® und Mometahexal®Heuschnupfenspray.

Wie wird Kortisonspray am wirkungvollsten eingesetzt?

Die beste Wirkung erzielen Kortison-Nasensprays, wenn man sie regelmäßig in die Nase sprüht - und zwar über den gesamten Zeitraum, in dem die allergischen Beschwerden auftreten. Sie werden je nach Wirkstoff ein- oder zweimal täglich verabreicht, und zwar nacheinander in beide Nasenlöcher. So gehen Sie dabei richtig vor:

  1. Nase schneuzen
  2. Kappe von der Flasche nehmen und Spray schütteln
  3. Kopf nach vorn neigen
  4. Düse in das Nasenloch führen und auf die Nasenmuschel richten
  5. Ausatmen durch den Mund
  6. Einatmen durch die Nase und gleichzeitig sprühen.

Falls nach einer Woche keine Besserung eintritt, sollte das Präparat abgesetzt werden. In schweren Fällen ist die Kombination mit anderen Nasensprays oder -tropfen möglich, geeignet sind z. B. Antihistaminika als Spray. Das Kortison Fluticasonpropionat und das Antihistaminikum Azelastinhydrochlorid gibt es deshalb als Kombispray (zum Beispiel Dymista®). Von der Kombination mit abschwellenden Nasentropfen- oder -sprays wird abgeraten. Falls eine solche Kombination aufgrund schwerster Symptome unumgänglich ist, darf diese nur kurzzeitig über etwa 7 Tage verabreicht werden. Bei langfristiger Anwendung abschwellender Nasentropfen droht eine Arzneimittel-Rhinitis mit der Gefahr, von diesen Medikamenten abhängig zu werden.

Tipp: Die Wirkung von Kortison setzt erst nach etwa 3 bis 36 Stunden ein. Sie können diesen Zeitraum mit einem Antihistaminikum überbrücken. Fragen Sie Ihren Apotheker, welches Präparat für Sie am besten geeignet ist.

Absetzen, wenn die Nase blutet?

Bei allen Nasensprays droht Nasenbluten. Auch bei Kortisonsprays kommt es bei etwa jedem zehnten Anwender dazu. Meist ist das Nasenbluten nur leicht und hört von selbst wieder auf. Ein Therapieabbruch ist in diesen Fällen nicht notwendig. Mit folgenden Tipps lässt sich die Gefahr von Nasenbluten verringern:

  • Zielen Sie den Sprühstoß nicht in Richtung Nasendach, sondern nach außen, in Richtung Nasenmuscheln (siehe oben).
  • Pflegen Sie Ihre Nase mit Nasensalbe, wenn sie zu trockenen Nasenschleimhäuten oder Nasenbluten neigen.
  • Tritt Nasenbluten unter der Therapie wiederholt auf, kann der Wechsel auf ein anderes Kortisonspray helfen.

Hinweis: Akutes Nasenbluten lässt sich stoppen, indem Sie die Nasenflügel für 5–10 Minuten zusammendrücken und einen kalten Lappen ins Genick legen. Stopfen Sie keine Watte oder Zellstoff in die Nase, denn beim Entfernen dieser Tamponade reißt die Wunde leicht wieder auf. Ist die Blutung nach 20 Minuten nicht gestillt, suchen Sie einen Arzt auf.

Erhöht Kortison-Nasenspray die Gefahr für Infekte?

Kortison wirkt antientzündlich und greift in das Immunsystem ein. Genau deshalb reduziert es auch die lästigen Heuschnupfen-Beschwerden (und wird in Tablettenform bei schweren entzündlichen Erkrankungen eingesetzt). Nimmt man Kortison als Tablette ein, besteht aufgrund dieser Wirkweise tatsächlich eine erhöhte Infektgefahr – immerhin reduziert im Blut befindliches Kortison alle entzündlichen Reaktionen des Körpers, also auch die, die eindringende Erreger abwehren. Wird Kortison aber als Nasenspray verabreicht, verbleibt der Löwenanteil der Substanz (> 99%) in den Nasenschleimhäuten und wirkt nur dort. Der Übertritt von Kortison in das Blut ist deshalb so geringfügig, dass Experten nicht von einer erhöhten Infektanfälligkeit ausgehen.

Hinweis: Ausnahmen in puncto Infektanfälligkeit sind Patienten, die gleichzeitig Immunsuppressiva einnehmen oder eine schwere, das Immunsystem schwächende Erkrankung haben. Hier ist von der gleichzeitigen Therapie mit Kortison-Nasensprays abzuraten.

Stiernacken durch Kortisonspray?

Da in die Nase gesprühtes Kortison kaum in das Blut aufgenommen wird, sind auch andere, kortisontypische Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Kortisonsprays in ihrer Aufnahmerate durch die Nasenschleimhaut. Bei einer Dauertherapie empfehlen sich etwa Budesonid (zum Beispiel Budes®Nasenspray oder Rhinocort®Topinasal), Fluticasonpropionat (zum Beispiel Otri-Allergie® oder Flutica-Teva®, Flutide nasal) oder Mometasonfuroat (zum Beispiel Nasonex® oder Mometahexal®Heuschnupfenspray).

Leidet die Nase unter der Dauertherapie?

Eine Schädigung der Nasenschleimhaut oder gar ein Einriss der Nasenscheidewand (Perforation des Nasenseptums) ist unter der Dauertherapie mit Kortisonspray zwar möglich, aber überaus selten. Bei Patienten, die Kortisonspray 1 bis 5 Jahre lang angewendet hatten, zeigten sich keine Atrophien, also kein Gewebeschwund der Nasenschleimhaut. Im Gegenteil: Das Kortison Mometasonfuroat führte in einer anderen Studie zur Normalisierung der Nasenschleimhäute.

Tipp: Auch wenn kein Schaden für die Nasenschleimhaut zu erwarten ist, sollten Sie sich bei einer jahrelangen Dauertherapie mit Kortison-Nasenspray zur Sicherheit regelmäßig vom Arzt in die Nase schauen lassen.

Muss man Kortison-Nasensprays ausschleichen?

Wer schon einmal Kortison zur Behandlung einer entzündlichen Erkrankung erhalten hat, weiß, dass der Wirkstoff nicht abrupt abgesetzt werden darf. Nur wenn man die Kortisontherapie vorsichtig reduziert, d.h. ausschleicht, kann der Körper seinen Kortison-Regelkreis wieder ins Gleichgewicht bringen. Beim Kortison-Nasenspray ist aufgrund der minimalen Aufnahme von Kortison in den Körperkreislauf ein solches Ausschleichen nicht nötig. Auch nach Langzeitanwendung kann es einfach abgesetzt werden, wenn die „persönliche Allergiesaison“ und damit die Zeit der Beschwerden vorüber ist.

Erhöht Kortison-Spray den Augeninnendruck?

Oral eingenommenes Kortison kann als Nebenwirkung den Augeninnendruck erhöhen. Ob und wie sehr das auch auf Kortison-Sprays zutrifft, ist noch nicht völlig geklärt. Nach Analyse mehrerer Studien scheint intranasal verabreichtes Kortison einen bereits erhöhten Augeninnendruck weiterhin verschlechtern zu können. Bei Augengesunden gehen Experten jedoch davon aus, dass Kortisonspray nicht zu klinisch bedeutsamen Veränderungen am Auge führt.

Hinweis: Falls Sie unter einem erhöhten Augeninnendruck leiden, fragen Sie Ihren Augenarzt, bevor Sie ein Kortisonspray anwenden. Auf jeden Fall sollten Sie bei erhöhtem Augeninnendruck nach Aufnahme der Therapie kontrollieren lassen, ob dieser weiter angestiegen ist. In diesem Fall ist der Wechsel auf ein kortisonfreies Nasenspray anzuraten.

Im Zweifel die Beratung suchen!

Richtig angewendet, ist das Kortison-Nasenspray eine sichere und effektive Behandlung bei allergischer Rhinitis. Im Zweifel gibt es neben Kortison jedoch auch Alternativen wie Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren (zum Beispiel Cromoglicinsäure), um im Falle einer Allergie die laufende Nase, den Juckreiz und die Niesattacken zu beherrschen. Bei Fragen hilft Ihnen Ihr Apotheker gerne weiter.

Quelle: Rika Rausch, Die Allergie bekämpfen mit Cortison, DAZ 2019, Nr. 18, S. 26