Jugend ohne Sex
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Ob im Internet, sozialen Medien oder im Fernsehen — überall wimmelt es nur so von Sex. Doch in Deutschland werden Teenager immer später sexuell aktiv. Woran liegt´s?
Erster Sex lässt warten
Regelmäßig wird die Jugend von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu ihren sexuellen Gewohnheiten befragt. Auch im Herbst 2019 gaben über 6000 Jugendliche und junge Erwachsene freimütig Auskunft. 1874 der Befragten hatten einen Migrationshintergrund, d.h. sie besaßen keine deutsche Staatsangehörigkeit oder einer ihrer beiden Eltern war nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren worden.
Überraschenderweise stellte sich heraus, dass sich die Sexualisierung unserer Gesellschaft nicht im Verhalten der deutschen Jugend widerspiegelt. Im Gegenteil: „Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren geben deutlich weniger Mädchen und Jungen an, sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben als noch vor zehn Jahren,“ berichtet Heidrun Thaiss von der BZgA.
Vor allem beim Einstieg ins Sexleben zeigt sich die neue Zurückhaltung: Während 2001 noch 11 % der Mädchen und 8 % der Jungs mit 14 den ersten Geschlechtsverkehr hatten, sind es im Jahr 2019 nur noch 4 bzw. 3 %.
Mit Migrationshintergrund noch zurückhaltender
Von den befragten 17-Jährigen hatten etwa 2/3 Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr — diese Rate ist seit Jahren gleich. Unterschiede zeigen sich allerdings, wenn man die Herkunft der Jugendlichen berücksichtigt: Während 69% der jungen Frauen deutscher Herkunft mit 17 schon mindestens einmal Sex hatten, waren dies bei den 17-Jährigen mit Migrationshintergrund nur 37%. Ähnlich sieht es bei den Jungen aus (64% vs. 59%).
Viele halten sich für zu jung für Sex
Gründe für die sexuelle Zurückhaltung gibt es viele. Am häufigsten wird das Fehlen des richtigen Partners angegeben, oft spielt auch Schüchternheit eine Rolle. Auffällig ist jedoch, dass sich 48% der Mädchen und 33% der Jungen für zu jung für sexuelle Kontakte halten. 2014 sah das noch anders aus, damals hielten sich nur 35% der Mädchen und 27% der Jungen für zu jung für Sex.
Im Vergleich zu 2014 finden es auch mehr Jugendliche „unmoralisch“, Verkehr zu haben (13% vs 7% der Mädchen und 8 vs 3 % der Jungen). Die Moral spielt vor allem bei Teenagern mit Migrationshintergrund eine große Rolle, ebenso wie die Angst vor den Eltern und die generelle Ablehnung von Sex vor der Ehe.
Die Forscher*innen fragten auch nach den Verhütungspraktiken.Beim „ersten Mal“ verhüten die meisten Jugendlichen mit Kondom, die Benutzung der Pille ist rückläufig. Das liegt vermutlich daran, dass die Verträglichkeit der Pille heute kritischer gesehen wird als früher.
Die Zahl der „Nicht-Verhüter*innen“ beim ersten Geschlechtsverkehr ist mit 9% etwas höher als 2014 (7%). Immerhin: Mit zunehmender Erfahrung verbessert sich das Verhütungsverhalten. Auf die Frage nach dem „letzten Geschlechtsverkehr“ gaben nur noch 5% an, keine empfängnisverhütenden Mittel benutzt zu haben.
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung